Bilder: Brücken zwischen Kopf und Bauch
[Teil 1 von 3 ] Im Gespräch mit Anna Stempel-Romano
Ich lernte Anna in einer Facebook-Gruppe näher kennen und bin begeistert, wie sie dort über die Unterschiede zwischen “Kopf und Herz”, “das Unbewusste und den Versand” spricht. Es wird deutlich, wie “es von Haus aus” zu inneren Kommunikationsschwierigkeiten kommen muss. Einfach, weil beide so unterschiedlich funktionieren.
Um die Kommunikation zwischen beiden zu fördern, ist der Einsatz von Bildern ein wertvolles Mittel. Darüber sprechen wir in diesem Interview. Es ist der 1. Teil einer dreiteiligen Serie.
Du willst lieber lesen? Scrolle nach unten für das Video-Transkript.
Teil 2: [Karten ohne Worte] Wie wähle ich eine Karte aus?
Teil 3: [Karten ohne Worte] Freie Assoziationen zu einer Karte
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Videotranskript
Ich freue mich, dass wir uns ein bisschen über das Kartenset austauschen können. Ich habe dich auf Facebook kennengelernt, mit einem Video, in dem du super erklärst, wie Kopf und Bauch zusammen funktionieren, beziehungsweise nicht funktionieren und welche Rolle Bilder übernehmen können. Da bin ich total gespannt, mehr von dir zu hören
Ja gern! Ich freue mich, dass du an mich gedacht hast und mich heute für das Gespräch eingeladen hast.
Das Thema Bilder und wie Bilder unsere Kommunikation zwischen Kopf und Herz unterstützen können, ist eines meiner Steckenpferde. Ich arbeite sehr, sehr viel mit Bildern und mache da immer wieder ganz gute Erfahrungen. Gerade wenn Menschen zum Beispiel in Veränderungssituationen sind und nicht so genau wissen, was eigentlich los ist, wo es gerade hängt oder warum sie nicht weiterkommen.
Das hat sehr häufig etwas damit zu tun, dass wir in unserer Kultur sehr verstandesgesteuert sind, das heißt alles funktioniert immer über “Denk doch mal darüber nach. Sei doch mal vernünftig“ und man ist sehr auf dieser Kopfebene unterwegs.
Viele Menschen haben verlernt auf ihr Herz oder ihr Unbewusstes zu hören. Wir haben einfach zwei Entscheidungssysteme sag ich mal, die häufig parallel ablaufen. Das eine ist das des Verstandes. Das ist das, was wir tagtäglich nutzen, sobald wir irgendetwas in Sprache, in Worte fassen.
Das heißt auch, wenn ich nachdenke, denke ich häufig in Wörtern und Sätzen nach. Dann bin ich auf der Verstandesebene unterwegs.
Der zweite Bereich, in dem auch Entscheidungen gefällt werden, ist unser Unbewusstes oder das Herz.
Das Herz kommuniziert über ganz andere Kanäle. Nämlich eher über diffuse Gefühle. Das heißt, ich habe zum Beispiel Schmetterlinge im Bauch. Ich krieg plötzlich rote Backen. Ich bekomme Flecken auf dem Gesicht. Das sind lauter Kommunikationswege, die unser Unbewusstes wählt.
Das Problem, das häufig besteht ist, dass der Verstand mit dem Sprachsystem und den Worten und das Unbewusste mit den diffusen Gefühlen nicht so gut miteinander kommunizieren. Das heißt, wir können das, was wir da diffus fühlen, häufig nicht in Worte fassen.
Der Vorteil von Bildern ist, dass die Bilder für beide Systeme den Zugang ermöglichen. Das heißt, ich kann ein Bild mit dem Verstand begreifen. Ich kann über dieses Bild sprechen. Ich kann formulieren, was die Farbe zum Beispiel für Gedanken bei mir auslöst oder wie ich die Form wahrnehme.
Ich habe aber zu dem Bild auch ein Gefühl.
Dieses Gefühl ist wiederum das, was eben auf dieser diffusen Gefühlsebene die Kommunikation vom Unbewussten ist. Das heißt, wenn ich zu einem Bild ein sehr stark positives Gefühl habe, dann ist das das, wo sich mein Unbewusstes, mein Herz hingezogen fühlt.
Ich kann jetzt anfangen mit dem Verstand versuchen, herauszufinden, warum mein Unbewusstes so positiv auf dieses Bild reagiert.
Dadurch ermöglicht sich dann eine Übersetzung durch dieses Bild von dem Unbewussten, was mein Verstand nicht sofort greifen kann. Das Bild wird Kommunikationsbrücke zum Verstand, wie du das immer so schön nennst.
Plötzlich kann ich das analysieren und kann das in Worte fassen. In dem Moment kann ich damit arbeiten und weiterkommen. Ich hole diesen positiven, unbewussten Anteil mit ins Boot und kann dadurch auch Ziele viel leichter erreichen. Anders als wenn ich immer nur mit dem Verstand daran arbeite und mein Unbewusstes zum Beispiel überhaupt nicht in diese Richtung möchte.
Es gibt ganz häufig den Wunsch, etwas erreichen zu wollen und das Unbewusste aber steuert dagegen und in dem Moment wird das unglaublich mühsam und anstrengend und frustrierend dieses Ziel zu erreichen, weil wir immer gegen uns selber arbeiten.
Da kann zum Beispiel ein Bild sehr schön helfen die Bedürfnisse – also auch das Unbewusste mit zu befragen – und plötzlich wird klar, warum es vielleicht schwierig wird, ein Ziel zu erreichen.
Heißt das auch ich kann mich später, wenn ich das öfters anhand von Bildern übe, dass man sich irgendwann davon unabhängig machen kann, Bilder dafür zu benutzen? Also ist das so eine Art Trainingsphase das Herz und Kopf besser miteinander kommunizieren lernen?
Eigentlich ja. Man kann schon trainieren diese unbewussten Kommunikationsmuster wahrzunehmen und zu interpretieren. Es gibt auch Studien dazu, dass teilweise Krankheiten, also psychische Krankheiten, wie zum Beispiel Essstörungen, darauf zurückzuführen sind, dass das Körpergefühl, also die Wahrnehmung von diesen diffusen Gefühlen gestört ist.
Man kann da nicht richtig zugreifen und das überhaupt nicht verstehen, was da passiert. Das kann dann solche Auswirkungen haben, wie zum Beispiel eine Essstörung. Man kann lernen, auf diese Körperwahrnehmungen oder auf diese Körpergefühle, auf diese Reaktionen zu hören. Es sind ja nicht unbedingt nur Gefühle, sondern das mir das jetzt die Wangen rot macht, ist eine Körperreaktionen, die eine Kommunikation vom Gefühl ist.
Ich denke mir schon, dass man, wenn man regelmäßig mit Bildern arbeitet und sich auch darauf einlässt, sich wieder stärker auf sein Bauchgefühl, auf sein Herzgefühl verlässt. Irgendwann braucht man vielleicht die Bilder weniger oder man wird schneller dabei, sich das, was für einen wesentlich ist, dabei herauszuziehen, zum Beispiel aus einem Bild.
Für die Geschichten in Dir. Ich liebe es, Bilder zu zeichnen, die Dich einladen, Deinen eigenen Geschichten zuzuhören. Seit 2017 bin ich nebenberuflich selbstständig und baue mit meinen Bildern Brücken in die Herzen der Menschen.